
Tonart und Skala bestimmen
In vielen Aufnahmeprüfungen sollst du die Tonart oder Skala von Musikbeispielen bestimmen. Hier bekommst du eine Schnell-Anleitung, mit der du jede Skala schnell erkennst.
Weiteres Hintergrundwissen bekommst du im Kurs Studienvorbereitung Musiktheorie und Gehörbildung. Im Kurs haben wir auch ein Extra-Training zum Erkennen von Tonarten eingebaut! Du findest es nach Step 60, direkt vor der Prüfungsarena.
2 Schritte zur Lösung
Im Prinzip reichen 2 Schritte zur richtigen Lösung:
- Grundton herausfinden
- Vorzeichen checken
Wie geht das genau?
Schritt 1: Grundton herausfinden
Den Grundton findest du in der Regel am Ende des Stücks im Bass. Manchmal braucht es aber auch ein bisschen mehr Analyse, um den Grundton herauszufinden:
Bei diesem Stück bilden die letzten neun Töne im Bass einen A-Dur-Dreiklang. A als Grundton wird bestätigt durch den Bass in T. 1, aber auch die Dreiklänge im Sopran dieses ersten Taktes.
Schritt 2: Vorzeichen checken
Welche Vorzeichen hat der Abschnitt und was ist die passende Dur- oder Moll-Tonart?
Für die Zuordnung verwendest du einfach den Quintenzirkel oder nutzt die Merksprüche:
#-Tonarten in Dur:
Geh |
Du |
Alter |
Esel |
Hol |
Fische |
# |
# # |
# # # |
# # # # |
# # # # # |
# # # # # # |
b-Tonarten in Dur:
Frische |
Brötchen |
Essen |
Asse |
Des |
Gesangs |
b |
b b |
b b b |
b b b b |
b b b b b |
b b b b b b |
#-Tonarten in Moll:
ein |
hai |
fisch |
cischt |
gisela |
diskret |
an |
# |
# # |
# # # |
# # # # |
# # # # # |
# # # # # # |
|
b-Tonarten in Moll:
der |
ganze |
chor |
friert |
beim |
essen |
b |
b b |
b b b |
b b b b |
b b b b b |
b b b b b b |
Beachte auch Vorzeichen im Stück. Nehmen wir nochmal das Beispiel von oben:
Am Anfang sind zwei # vorgezeichnet. Das Stück steht also wahrscheinlich in D-Dur. Der Grundton dieses Abschnitts ist aber ein a und jedes g wird hier zum gis erhöht. Die gezeigten Takte haben also drei # und stehen in A-Dur.
Da die meisten Stücke auch mal in andere Tonarten modulieren, ist so etwas ganz normal. So hat ein Stück, das eigentlich zwei # hat und in D-Dur steht, auch sicherlich ein paar Takte, die in der Dominant-Tonart A-Dur sind und dann drei # haben.
Dur oder Moll?
Zwei # können auch für h-Moll sprechen. Im folgenden Beispiel ist es auf den ersten Blick vielleicht nicht sofort eindeutig, ob wir D-Dur oder h-Moll haben: Am Anfang steht ein d im Bass, am Ende aber ein h.
Suche jetzt nach dem spezifischen Merkmal für h-Moll: Der erhöhten 7. Stufe, dem Leitton. Diese Zeile ist voller ais, was eindeutig auf h-Moll hinweist.
Lass dich nicht durcheinander bringen durch weitere erhöhte Töne wie das gis (erhöhte 6. Stufe für melodisch Moll) oder das eis (Leitton der Doppeldominante von h-Moll Cis-Dur).
Erklärvideos zum Thema Moll und Leittöne findest du im Kurs in Step 7.
Kirchentonarten (Modi)
Wenn du anhand der Vorzeichen die entsprechende Dur- und Moll-Tonart gefunden hast, aber keine der beiden zum Grundton passt, mache einen weiteren Schritt:
Merke dir die entsprechende Dur- und Moll-Tonart und finde heraus, welche Kirchentonart diese Vorzeichen mit dem gefundenen Grundton kombiniert.
Dafür ist es sehr praktisch, die Grundtöne der entsprechenden Dur- und Moll-Tonart im Kopf zu behalten oder zu notieren, denn das erleichtert diesen Schritt sehr.
- Liegt der Grundton einen Ganzton über der Dur-Tonart → das Stück steht wahrscheinlich in dorisch
- Liegt der Grundton eine Terz über der Dur-Tonart → das Stück steht wahrscheinlich in phrygisch
- Liegt der Grundton eine Quarte über der Dur-Tonart → das Stück steht wahrscheinlich in lydisch
- Liegt der Grundton eine Quinte über der Dur-Tonart → das Stück steht wahrscheinlich in mixolydisch
Überprüfe die Tonart dann nochmal:
- dorisch: Das Stück ist Moll-ähnlich, hat aber eine erhöhte 6. Stufe/ es fehlt ein b zu Moll (bzw. hat ein # zuviel)
- phrygisch: Das Stück ist Moll-ähnlich, hat aber eine erniedrigte 2. Stufe/ es fehlt ein # zu Moll (bzw. hat ein b zuviel)
- lydisch: Das Stück ist Dur-ähnlich, hat aber eine erhöhte 4. Stufe/ es fehlt ein b zu Dur (bzw. hat ein # zuviel)
- mixolydisch: Das Stück ist Dur-ähnlich, hat aber eine erniedrigte 7. Stufe/ es fehlt ein # zu Dur (bzw. hat ein b zuviel)
Man kann auch über den Dur-Quintenzirkel und den Moll-Quintenzirkel gehen:
- dorisch: Der Grundton hat die Vorzeichen der im Moll-Quintenzirkel im Uhrzeigersinn benachbarten Tonart (also ein b weniger bzw. ein # mehr)
- phrygisch: Der Grundton hat die Vorzeichen der im Moll-Quintenzirkel gegen den Uhrzeigersinn benachbarten Tonart (also ein # weniger bzw. ein b mehr)
- lydisch: Der Grundton hat die Vorzeichen der im Dur-Quintenzirkel im Uhrzeigersinn benachbarten Tonart (also ein b weniger bzw. ein # mehr)
- mixolydisch: Der Grundton hat die Vorzeichen der im Dur-Quintenzirkel gegen den Uhrzeigersinn benachbarten Tonart (also ein # weniger bzw. ein b mehr)
Passende Videos und viele Übungen findest du im Kurs ab Step 31.
Wie du Tonleitern bildest lernst du hier und findest im Kurs viele Videos und Übungen.
Beispiele
Keine Vorzeichen:
Grundton c → C-Dur; Grundton a → a-Moll
Grundton d → dorisch d, denn d liegt einen Ganzton über c
Grundton e → phrygisch e, denn e liegt eine Terz über c
Grundton f → lydisch f, denn f liegt eine Quarte über c
Grundton g → mixolydisch g, denn g liegt eine Quinte über c
2#:
Grundton d → D-Dur; Grundton h → h-Moll
Grundton e → dorisch e, denn e liegt einen Ganzton über c
Grundton fis → phrygisch fis, denn fis liegt eine Terz über c
Grundton g → lydisch g, denn g liegt eine Quarte über c
Grundton a → mixolydisch a, denn a liegt eine Quinte über c
Weitere Skalen
Wenn die Töne einer Aufgabe zu keiner diatonischen Skala passen, gehe so vor:
- Notiere die verschiedenen Töne des Ausschnitts.
- Ordne die Töne nach ihrer Tonhöhe.
- Suche ein Muster:
- Gibt es nur fünf verschiedene Töne? Prüfe, ob es eine pentatonische Tonleiter ist.
- Gibt es nur sechs verschiedene Töne? Prüfe, ob es eine Ganztonleiter ist.
- Stehen die Töne im Abstand einer kleinen Sekunde? Prüfe, ob es eine chromatische Tonleiter ist.
Eine beliebte Aufgabe in Aufnahmeprüfungen ist die Analyse des Stücks Voiles von Debussy:
An diesem Beispiel kann man einiges lernen, darum hier ein paar Hinweise:
- Dem Stück liegt eine Ganztonleiter zu Grunde.
- Enharmonische Verwechslungen sind möglich (z. B. gis und as zählen als ein Ton in dieser Tonleiter mit sechs Tönen).
- Die Töne stehen alle im gleichen Abstand zueinander (Ganzton).
- Es gibt keinen eindeutigen Grundton; die Tonleiter kann auf jedem der sechs Töne beginnen.
- Insgesamt gibt es nur zwei Modi der Ganztonleiter, die jeweils einen Halbton auseinander liegen. Die Ganztonleitern auf c und auf cis beinhalten bereits alle 12 Töne der chromatischen Skala.
- Mit der Ganztonleiter sind keine kleinen Terzen und keine Dur- oder Moll-Dreiklänge möglich. Mögliche Dreiklänge sind übermäßige Akkorde.